Fotos
Britta Busse
Landzauber
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Verantwortung für das
tierische Leben
In dem Gehege wohnen federfüßige
Zwergzierhühner mit ihrem Hahn
»
Gockel Hans«, Meerschweinchen,
Zwergkaninchen und die Deutsche-
Hasen-Riesin »Bella«. Egal ob Regen
oder Sonnenschein, immer sind die
kleinen Tierpfleger aktiv. Damit alles so
reibungslos ablaufen kann und die Tiere
artgerecht und verantwortungsvoll
versorgt werden können, bedarf es jeder
Menge Organisation.
Auf einem großen Kalender im Schulflur
werden die Tierpfleger der einzelnen
Pausen, Wochenenden und Ferientage
eingetragen. Die 2. Klasse (heute sind
sie schon in der 3. Klasse) hat als »Tier-
projektklasse« die Hauptverantwortung,
jedoch beteiligen sich alle Klassen,
immer monatsweise.
Zu den Aufgaben gehören Füttern,
Ausmisten, Eier einsammeln, Kontrolle
der Futterreserven, Auffüllen der Be-
hälter, Reparaturen am Gehege und im
Stall. Eine wichtige Aufgabe besteht
auch darin, die Tiere genau zu betrach-
ten, ob sie evtl. verletzt oder krank
sind. Eine ortsansässige Tierärztin steht
gern mit Rat und Tat zur Seite. Und
die Hauptaufgabe ist natürlich: kuscheln,
schmusen, lieb haben…
Freunde fürs Leben
Die Worthschule in Goslar möchte für
Kinder und Lehrer eine »Wohlfühl-
schule« sein und auch die Tiere sollen
sich wohl fühlen, denn sie geben viel
zurück. Tiere sind Partner für Kinder,
die vielen Bedürfnissen nachkommen,
besonders dem Wunsch nach Nähe
und Akzeptanz. Tiere bewerten den
Menschen nicht, sie beurteilen nicht
nach Aussehen, Leistung, Reichtum.
Man kann ihnen Gefühle zeigen, ohne
Angst haben zu müssen, ausgelacht
zu werden. Wenn Tiere an Kinder ge-
wöhnt sind, nehmen sie aktiv Kontakt
zu ihnen auf, lassen sich mit der Hand
füttern und streicheln. Sie spenden
Wärme, Nähe, Trost und geben eine
positive Rückmeldung. Die Teilhabe
an der Pflege vermittelt die Erfahrung,
gebraucht zu werden. 
Frau Busse hat verraten, dass ihre
Schulkinder, wenn sie aus den verschie-
densten Gründen traurig sind, ins Ge-
hege gehen, sich mit ihrem Lieblingstier
unterhalten und ihm ihre Sorgen erzäh-
len. Viel ausgeglichener und erleichtert
kehren sie danach in den Unterricht
zurück.
Kinder mit großen Plänen
Auch das Leben von Frau Busse hat
durch dieses Projekt eine Bereicherung
erfahren. Die täglichen Erlebnisse
sind vielseitig, überraschend und oft
lustig. Sie erzählt z. B., dass sie mal ein
paar Kinder ertappte, wie sie ein Ei
aus der Schule schmuggeln wollten, und
die Kinder beichteten mit leuchtenden
Augen, dass sie es gerne zu Hause
ausbrüten wollten.
Insgesamt hat sich der Aufwand sehr
gelohnt, sagt Frau Busse und sie hofft,
dass auch einige andere Schulen auf
den Geschmack kommen werden, den
Landzauber in die Stadt zu holen.
Die Kinder lernen, Verantwortung zu
übernehmen, zu organisieren, selbstän-
dig zu arbeiten, den artgerechten Um-
gang mit Tieren und sie setzen sich
im Unterricht intensiv mit ihren Lieb-
lingen auseinander, erarbeiten sich Fach-
wissen und lassen in Form von Refe-
raten andere daran teilhaben. Aber vor
allem haben sie liebenswerte neue
Freunde gefunden!
Die Schüler und Tiere der Worthschule
sind für jede Futter- oder Geldspende
dankbar und momentan sammeln sie für
das Fundament ihres sechs Meter hohen
Windrades, das sie bei einem Klima-
wettbewerb gewonnen haben und mit
dem sie hoffentlich bald ihren eigenen
Strom produzieren können. Besuchen sie
die Schule und machen Sie sich selbst
ein Bild vom Landzauber in der Grund-
schule.